„Ambitionierter Laienchor stimmt sich auf sein Jubiläum ein“
Der Stadtchor Thalheim e. V. begeht 2025 sein 35-jähriges Bestehen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Das Jubiläum ist auch Anlass, um auf die Anfänge zurückzublicken und damit die eindrucksvolle Entwicklung zu verdeutlichen, die das Ensemble seitdem genommen hat.
1990 wurde anlässlich des Internationalen T(h)alheimtreffens der Stadtchor Thalheim e. V. als vierstimmiger, gemischter Chor aus der Taufe gehoben – schließlich wollte man den Gästen aus den namenverwandten Orten auch etwas bieten.
Daraus hat sich mit der Zeit ein Ensemble entwickelt, das mittlerweile stolze 50 Sängerinnen und Sänger sowie 18 Förder- und Ehrenmitglieder zählt. Neben dem traditionellen Liedgut, bilden moderne deutschsprachige Stücke den Kern des Repertoires, das seit der Gründung kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Regelmäßig finden sich Mitglieder auch zu kleineren Formationen zusammen: Eine Gruppe für Mundartstücke, für Klassiker der Comedian Harmonists oder ein Kammerchor zählen auf die unterschiedlichen Talente innerhalb der Gemeinschaft. Somit wird der Stadtchor auch Liedern und Anlässen gerecht, die kleinere Klangkörper erfordern.
Rund zehn Konzerte absolviert der Stadtchor Thalheim pro Jahr. Er tritt zu den Einkaufsnächten, bei Vereinsfesten oder in Pflegeheimen auf und bereichert seit mehr als drei Jahrzehnten das kulturelle Leben im Zwönitztal. Man versteht sich als bodenständiger und dennoch ambitionierter Laienchor, bei dem das gemeinsame Musizieren im Vordergrund steht. Die Sängerinnen und Sänger haben bewiesen, dass man unter den richtigen Rahmenbedingungen als Klangkörper über sich hinauswachsen kann, auch ohne dass jede und jeder Einzelne hoch talentiert sein muss. Auftritte zum Konzert von Kathy Kelly, zum Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche Dresden oder zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres Chemnitz 2025 sind nur drei Beispiele, die eindrucksvoll unterstreichen, dass sich der Chor mittlerweile über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat. Um die Bedeutung des Ensembles weiß auch Bürgermeister Nico Dittmann: „Der Stadtchor Thalheim ist in der Region kulturell tief verwurzelt und hat eine große Bedeutung für unsere Stadt. Dank der hohen Qualität der tollen Sängerinnen und Sänger genießt er ein hohes Ansehen und ist somit ein wichtiger Repräsentant weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dafür gilt den Engagierten mein persönlicher Dank und meine Hochachtung.“
Dass die Sängerinnen und Sänger auch aus anderen Orten wie Oelsnitz, Hohndorf, Neukirchen, Chemnitz und Annaberg-Buchholz zum Proben kommen, ist ein Beleg dafür, dass sie weit mehr verbindet als das gemeinsame Singen. Neben der Qualität sind das menschliche Miteinander und die Abwechslung vom Alltag wichtige Erfolgsfaktoren. Einmal im Jahr unternimmt der Chor eine Konzertreise – gesungen wurde schon im Gewandhaus Leipzig, in Schloss Pillnitz und im vergangenen Jahr auf dem Sängerfest in Finsterwalde. Neben den obligatorischen wöchentlichen Proben pflegen die Mitglieder das Miteinander bei gemeinsamen Grillabenden, Wanderungen, Kegelnachmittagen und Museumsbesuchen. Zum Jahresauftakt kommen alle bei Glühwein, Kinderpunsch und Speckfettbemme zum Neujahrsfeuer zusammen.
Da man das 30-jährige Jubiläum 2020 nicht im gewünschten Umfang begehen konnte, wird in diesem Jahr so einiges nachgeholt. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Zum Jubiläum gibt der Stadtchor Thalheim am 3. Mai ein Festkonzert mit musikalischen Gästen. Um die eindrucksvolle Geschichte des Ensembles erlebbar zu machen, haben die Verantwortlichen eine mehrwöchige Ausstellung kuratiert. In den Räumlichkeiten der gemeinnützigen Stiftung „Tholm“ werden im Mai und Juni Chorkleidung, Bilder und persönliche Geschichten aus 35 Jahren zu sehen sein. Ein weiteres Highlight ist ein gemeinsamer Auftritt mit dem Gymnasialchor Stollberg zu dem sich die Choristen freuen, auch einmal mit vielen jungen Stimmen aufzutreten.
„Mit Fleiß, Hingabe und Leidenschaft haben die Sängerinnen und Sänger gemeinsam mit der Chorleitung das Ensemble zu außergewöhnlichen Erfolgen geführt. Der Vereinsführung ist es gleichzeitig gelungen, ein Angebot zu schaffen, das generationsübergreifend Menschen im Erzgebirgskreis und darüber hinaus verbindet,“ betont Landrat Rico Anton auch die soziale Bedeutung des Ensembles.
Für sein langjähriges und vorbildliches kulturelles Engagement wurde der Stadtchor Thalheim e. V. mit dem „Ehrenamt des Monats Januar“ ausgezeichnet. Er erhielt von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.
Um ein noch besseres Bild von der Arbeit des Vereins zu bekommen, hat die Fachstelle Ehrenamt mit der Vorsitzenden Katja Kircheis ein ausführliches Interview geführt.
Was macht für Sie die Faszination am Singen in einem Chor aus?
Frau Kircheis: „Das Singen ist für mich und viele unserer Mitglieder ein wichtiger Ausgleich zum Alltag. Oft braucht es nur wenige Takte, um abschalten zu können und sich ausschließlich auf die Musik zu konzentrieren. Mit Sängerinnen und Sängern in einem Chor ist es wie mit einem Puzzle: Erst wenn die vielen kleinen Teile richtig zusammengesetzt sind, ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild – das macht für mich die Faszination am gemeinsamen Musizieren aus.“
Wie hat sich der Chor in den vergangenen 35 Jahren aus Ihrer Sicht entwickelt?
Frau Kircheis: „Als Laienchor haben wir uns über die Jahre eine Qualität erarbeitet, auf die wir alle gemeinsam stolz sein können. Es ist der Verdienst jeder und jedes Einzelnen. Zudem ist es uns auch gelungen unser Repertoire stetig weiter zu entwickeln. Es kommen jedes Jahr ein paar neue Stücke hinzu, so dass wir über einen prall gefüllten Werkzeugkoffer verfügen, aus dem wir flexibel immer wieder neue Programme zusammenstellen können.“
Wie merkt man sich all diese Lieder, wenn immer wieder neue hinzukommen?
Frau Kircheis: „Die Aufnahmefähigkeit der Sängerinnen und Sänger hat natürlich Grenzen. Ich selbst habe aus unserem Repertoire bestimmt 30% der Lieder noch nie gesungen. Dafür gibt es aber auch eine große Zahl an zeitlosen Stücken, die seit 35 Jahren immer wieder gern gesungen werden. Viele Choristen können diese Stücke auswendig. Für neue Liedsätze hilft nur üben, üben, üben! Die erste Aufführung ist immer spannend, aber meist gelingt es gut. Und tatsächlich haben wir ja alle eine Notenmappe zu den Auftritten in der Hand.
Welche Rolle spielen die Chormitglieder beim Zusammenstellen der Programme?
Frau Kircheis: „Wir achten einerseits sehr auf die Vielfalt der Programme andererseits auch darauf, dass diese und die einzelnen Stücke von unseren Sängerinnen und Sängern mitgetragen werden. Unsere beiden Chorleiterinnen leisten hier großartiges. Es werden mehr Lieder geprobt, als dann tatsächlich zum Auftritt kommen, das gibt immer Spielraum um auf den Chor einzugehen. Natürlich singen wir für unser Publikum aber um ein Programm qualitativ hochwertig umzusetzen, braucht es auch die Akzeptanz der Chormitglieder.“
Welche Rahmenbedingungen braucht es sonst noch, um als Chor erfolgreich zu sein?
Frau Kircheis: „Unsere Choristen sind zwischen 23 und 89 Jahre alt. Es ist wichtig ein Angebot zu schaffen, das alle Altersklassen anspricht und auch zu den unterschiedlichen Lebensphasen passt. Highlights wie beispielsweise der Auftritt mit Kathy Kelly oder das Weihnachtskonzert in der Kreuzkirche Dresden sind Erlebnisse von denen man als Mensch und Gemeinschaft noch viele Jahre profitiert, weil es eine Auszeichnung für jeden Laienmusiker ist, dort auftreten zu dürfen. Auch wenn solche Highlights viel Kraft kosten – es braucht ehrgeizige Ziele und Abwechslung. Ein „immer-weiter-so“ bringt uns durch den Alltag, für eine Entwicklung bedarf es aber der Herausforderung.
An dieser Stelle sind wir auf die Unterstützung durch den Sächsischen Chorverband und unsere Landesregierung angewiesen. Man muss uns hören, damit wir sichtbar bleiben.“
Wie gewinnen Sie junge Nachwuchstalente für den Stadtchor Thalheim?
Frau Kircheis: „Wir brauchen die Kooperationen mit Schulchören. Im Rahmen unserer Konzerte bieten wir ihnen eine Plattform für Auftritte außerhalb der Schulen, natürlich auch mit dem Ziel, sie für unseren Verein zu begeistern und bestenfalls nach ihrer Schulzeit dem Chorgesang auch treu zu bleiben. Es ist für uns aber genauso wichtig ältere Sängerinnen und Sänger für uns zu gewinnen. Vor allem bei den Männerstimmen könnten wir Unterstützung gebrauchen und wir freuen uns bei neuen Mitgliedern besonders, wenn sie den Chor auch auf einem Instrument begleiten können. Bei uns sind alle herzlich willkommen, die Freude am gemeinsamen Singen haben.“
Was wünschen Sie sich in Zukunft für den Stadtchor Thalheim e. V.?
Frau Kircheis: „Wenn es gelingt mit unserem Laienchor in dieser Größe und in dieser Qualität noch einmal weitere 35 Jahre ambitioniert zu musizieren, wäre mehr erreicht als ich zu träumen wage.“
Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu/ re