Ehrenamt des Monats: „Neue Impulse für den Handball-Nachwuchs“
Seit drei Jahren geht man beim Handballnachwuchs des TSV Burkhardtsdorf 1865 e. V. neue Wege. In kürzester Zeit ist es gelungen, fast 70 Kinder für den Verein zu gewinnen und damit die Handballjugend neu aufzustellen. Ein Erfolg, von dem der gesamte Verein profitiert und der sehr eng mit Lena Neumeier als Initiatorin der Nachwuchsförderung verbunden ist.
Ihre Karriere als Handballerin hat Lena Neumeier aus dem Nachwuchs des HV Chemnitz zum HC Leipzig, zurück nach Chemnitz und anschließend wieder in ihren Heimatort geführt. Seit 2022 ist sie beim TSV Burkhardtsdorf in der Frauenmannschaft aktiv und steht mittlerweile als Trainerin der E-Jugend an der Seitenlinie.
Der Verein ist ein Mehrspartenverein mit den Abteilungen Handball, Tischtennis, Volleyball, Turnen, Wintersport, Schwimmen, Aerobic und Kindersport. „Bevor 2022 in der Vereinsführung ein systematischer Generationswechsel vollzogen wurde, arbeiteten alter und neuer Vorstand ein Jahr lang parallel. Wir haben einen gut geführten Verein übernommen und gleichzeitig eine Aufbruchsstimmung erzeugt“, freut sich Präsident Carsten Kleez. Neben den Männern, die in der Regionsliga spielen, sind seit der Saison 2022/23 auch die Handballerinnen wieder im Spielbetrieb der Regionsoberliga. Vom Modell der Spielgemeinschaften hat man sich beim Handballnachwuchs bewusst verabschiedet und zwei eigenständige Mannschaften aufgebaut. Seit zwei Jahren nehmen auch die Volleyballer wieder am Ligabetrieb teil und im Tischtennis ist man mit drei Erwachsenen- und einer Jugendmannschaft ebenfalls gut aufgestellt.
Seit Jahrzehnten gibt es im Verein eine Sportgruppe für Kinder bis 6 Jahre, die Lena Neumeier zu Beginn ihrer Trainerinnenlaufbahn betreut hat. Mit dem Ziel, dass mehr Kinder im Verein bleiben, hat sie sich in der Folgezeit entschlossen, ein entsprechendes Anschlussangebot im Bereich Handball zu schaffen. Binnen von zweieinhalb Jahren ist es dank ihres unermüdlichen Einsatzes für den Sport gelungen, wieder eine eigene Handballjugend beim TSV Burkhardtsdorf aufzubauen. Gemeinsam mit Helferinnen und Helfern hat sie Projekte an Kindertagesstätten und Grundschulen im Erzgebirge und in Chemnitz durchgeführt und keine Gelegenheit ausgelassen, um aktiv auf Kinder und Jugendliche zuzugehen. In sozialen Medien, im Amtsblatt der Gemeinde und in unzähligen Gesprächen mit den Eltern hat die 26-jährige für den Handballsport geworben. Fast 70 Kinder konnten seit 2022 neu für den Verein gewonnen werden – die Zahl der Mitglieder insgesamt stieg um mehr als ein Viertel.
Bürgermeister Jörg Spiller freut sich außerordentlich über die Würdigung von Lena Neumeier: „Sie hat sehr viel Expertise aus ihren bisherigen Stationen als Handballerin mitgebracht und nach ihrer Rückkehr in ihren Heimatort eindrucksvoll gezeigt, dass Dinge, die in anderen Vereinen funktionieren, auch bei uns in Burkhardtsdorf möglich sind.“
Zum Training und zu den Spielen der Frauen steht sie noch selbst auf dem Parkett. Zweimal pro Woche betreut die lizenzierte Trainerin die Übungseinheiten und die Spiele der E-Jugend. Hinzu kommt die Organisation von Turnieren im Erwachsenen- und Nachwuchsbereich. Mittlerweile gibt es auch ein Schnupperangebot für die Kindersportgruppe: Zweimal im Jahr werden die Jüngsten behutsam an den Handballsport herangeführt. Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern ist dieses Pensum nur mit einem gut funktionierenden Team zu bewältigen. Neben dem sportlichen hebt Landrat Rico Anton ein weiteres Talent der Burkhardtsdorferin hervor: „Lena Neumeier hat offensichtlich die Gabe, Vertrauen zu schaffen und mit leidenschaftlichem Einsatz auch Begeisterung bei anderen Menschen zu wecken. Als Wegbereiterin ist es ihr gelungen, Entscheidungsträger, ehrenamtlich Engagierte im Verein und vor allem auch die Eltern der jungen Sportlerinnen und Sportler mit auf einen gemeinsamen Weg zu nehmen.“
Für den Verein werfen zudem große Ereignisse ihre Schatten voraus: Am 5. April begeht der TSV Burkhardtsdorf 1865 e. V. sein 160-jähriges Jubiläum mit 400 Gästen in der NEVEON arena Burkhardtsdorf, Livemusik mit Pro Musicum und insgesamt weiteren 35 Ehrungen durch den Kreissportbund. Gemeinsam mit vielen anderen Vereinen sind die Sportlerinnen und Sportler im Juni auch zum vierten Mal beim Topfmarktfest dabei, um Kindern und Familien ein abwechslungsreiches Programm zu bieten.
Für ihr umfassendes und vorbildliches Engagement in der Nachwuchsförderung wurde Lena Neumeier mit dem „Ehrenamt des Monats Februar“ ausgezeichnet. Sie erhielt von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.
Um ein noch besseres Bild von ihrer Arbeit zu bekommen, hat die Fachstelle Ehrenamt mit ihr ein ausführliches Interview geführt.
Woher kommt Ihre Leidenschaft für den Handballsport?
Frau Neumeier: „Unsere gesamte Familie liebt und lebt den Handballsport. Meine Mutter als ehemalige Bundesligaspielerin hat mich von klein auf mit in die Halle genommen – mit sechs Jahren habe ich begonnen beim HV Chemnitz zu spielen. Die Begeisterung ist mir sprichwörtlich in die Wiege gelegt worden.“
Was war sportlich gesehen ihr größter Erfolg?
Frau Neumeier: „2018 haben wir mit der dritten Mannschaft des HV Chemnitz gegen unsere zweite Mannschaft im Endspiel um den Sachsenpokal gestanden. Im Verein wünscht sich niemand so eine Konstellation und wir waren klarer Außenseiter. Wir sind damals gut vorbereitet zum Finale nach Döbeln gefahren und haben dank einer außergewöhnlich guten Mannschaftsleistung das Spiel für uns entschieden. Das war schon Wahnsinn, als uns nach dem Abpfiff klargeworden ist, dass wir eine kleine Sensation geschafft haben.“
Was ist die größere Herausforderung, selbst als Spielerin aktiv zu sein oder als Trainerin von Kindern an der Seitenlinie zu stehen?
Frau Neumeier: „Die größere Herausforderung ist es definitiv an der Seitenlinie zu stehen und nicht wirklich eingreifen zu können. Man muss andere Wege finden – dabei hilft mir auch mein Beruf als Erzieherin. Das A und O ist es bei Kindern den Spaß an Sport und Bewegung zu fördern. Mit dem Einstieg in das Handballtraining geht es neben den Grundfertigkeiten auch darum ihren Ehrgeiz zu wecken, sie positiv zu ermuntern und damit auch ein Stück weit zu pushen.“
Wie wichtig ist bei so einem Pensum die Unterstützung der eigenen Familie?
Frau Neumeier: „Ohne den Rückhalt in der Familie würde es nicht funktionieren. Mein Freund spielt auch noch aktiv in der vierten Liga. Ob Oma, Opa oder Schwester – wir unterstützen uns gegenseitig, sei es bei der Kinderbetreuung oder dass mich auch mal jemand als Trainerin vertritt, wenn ich mal nicht bei meiner E-Jugend sein kann.“
Gab es Erfahrungen, die sie in anderen Vereinen gemacht haben, die beim Neuaufbau des Handballnachwuchses beim TSV Burkhardtsdorf geholfen haben?
Frau Neumeier: „Ich habe schon mit 16 Jahren meinen Trainerinnenschein C-Lizenz Leistungssport Handball gemacht und in der Folge angefangen, viele Dinge nicht mehr nur aus der Sicht als Spielerin zu sehen. Ob Verein, Trainerinnen und Trainer oder Mannschaft – man lernt überall unterschiedliche Methoden, Herangehensweisen und Charaktere kennen. Damit beginnt auch die Auseinandersetzung damit, was man als nachahmenswert empfindet und was man später mal anders machen möchte. Meine bisherige Laufbahn hat mich gelehrt, dass der Zusammenhalt innerhalb einer Mannschaft einer der entscheidenden Faktoren ist, um sportlich erfolgreich zu sein. Dieser Umstand wird immer wieder betont und in nette Floskeln verpackt – der entscheidende Punkt ist doch aber wie sich ein leistungsförderndes Mannschaftsgefüge gezielt gestalten lässt.“
Ihr Präsident Carsten Kleez hat von Start-Up-Mentalität im Nachwuchsbereich gesprochen. Was meint er damit?
Frau Neumeier: „Er gibt Dingen die man verändern möchte einen Projektcharakter, schaut über den Tellerrand hinaus und verbindet es auch mit den Zielen, die der Verein langfristig hat. Gemeint ist damit auch, dass man Veränderungen umgehend anpackt und sie nicht zu lange vor sich herschiebt. Das bedeutet natürlich auch eine Menge Arbeit. Mit Vorbereitung, Training, Spiel und Kommunikation sind es mit Sicherheit 15 Stunden pro Woche. Fernseher brauche ich eigentlich keinen.“
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Vernetzung mit anderen Vereinen im Ort?
Frau Neumeier: „Die Vereine im Ort haben erkannt, dass es nur gemeinsam geht. Das zeigt sich auch jedes Jahr zum Topfmarktfest, dass auf Initiative von vielen Vereinen, Feuerwehr und ehrenamtlich Engagierten als Angebot für Kinder und Familien in Leben gerufen wurde. Für die Vereine und das Ehrenamt ist es eine wichtige Plattform, um sich zu präsentieren.“
Welche Zukunftspläne und Visionen haben Sie für den Handballsport in Burkhardtsdorf?
Frau Neumeier: „Wenn es uns gelingt jede Altersklasse von den Minis bis zur A-Jugend mit einer Jungen- sowie einer Mädchenmannschaft zu besetzen, würde das den Handballsport in Burkhardtsdorf wieder auf ein völlig neues Level heben. Dafür braucht es aber auch Menschen, die sich als Schiedsrichter, im Kampfgericht oder für die Betreuung der Spieltage engagieren. Allen bisherigen Unterstützern bin ich unfassbar dankbar für ihre Hilfe. Dort knüpfen wir an.“
Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu