Ehrenamt des Monats: Die Grünen Damen und Herren

26. Januar 2023
Neuigkeiten

Männer und Frauen der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e. V. suchen Verstärkung

Die grünen Kittel sind ihr Markenzeichen. Man trifft sie in Krankenhäusern, Reha-Kliniken, Pflegeeinrichtungen und im häuslichen Umfeld: Die Männer und Frauen der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e. V. Bundesweit gibt es rund 6.000 ehrenamtlich Engagierte in über 500 Einrichtungen. Bereits seit 1992 sichert auch am Helios Klinikum Aue eine Gruppe von Grünen Damen und Herren den Besuchsdienst ab und schenkt kranken und einsamen Menschen Zuwendung.

Ihre Arbeit fängt dort an, wo die hauptamtlichen Kräfte im Gesundheitswesen und in der Pflege an die Grenzen des Leistbaren stoßen: im Ehrenamt kümmern sie sich um die Wünsche von Patientinnen und Patienten und setzen sich für deren Wohlbefinden ein. Fünfzehn Frauen und ein Mann gehören zur Gruppe der Grünen Damen und Herren am Helios Klinikum Aue und unterstützen dort die Fachkräfte an der Rezeption, auf verschiedenen Stationen des Krankenhauses und übernehmen auch organisatorische Aufgaben im Büro. Jeden Samstag sichern sie zudem die Durchführung des Gottesdienstes ab.

 

Sie selbst sind mit über 70 Jahren schon im fortgeschrittenen Alter, die älteste unter ihnen ist 81 Jahre. Alle zusammen sind sie noch fit genug, um sich für andere einzusetzen. Es ist bezeichnend: Wenn Sie von ihrem Engagement sprechen, nennen sie es nicht Ehrenamt, sondern Dienst. Diese Tatsache verrät schon eine Menge über das Selbstverständnis der Grünen Damen und Herren am Helios Klinikum ihn Aue.

 

Um die 2.000 Stunden leistet die Gruppe jährlich, bis zu 3.000 waren es zu Zeiten als sie noch einige Mitglieder mehr waren. Auch am Helios Klinikum in Aue weiß man um den Wert der Arbeit, den die Grünen Damen und Herren leisten. „Wir sind sehr dankbar, dass es unsere Grünen Damen und Herren gibt“, sagt Klinikgeschäftsführerin Uta Ranke. „Durch ihr ehrenamtliches Engagement unterstützen sie nicht nur unsere Patientinnen und Patienten, sondern auch unsere Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte. Sich für andere Menschen Zeit zu nehmen, ist ein wertvolles Geschenk, ein tröstendes Wort und das Gefühl, nicht allein zu sein sind unglaublich wichtig für die Genesung. Ich freue mich sehr, dass das Engagement der Grünen Damen und Herren jetzt auch von öffentlicher Stelle gewürdigt wird.“

 

Im Büro kümmern sich zwei der Grünen Damen um die organisatorischen Belange rund um den Besuchsdienst. An der Rezeption helfen sie neu ankommenden Patientinnen und Patienten sich zurecht zu finden, unterstützen bei der Aufnahme, bringen sie bei Bedarf auf Station – helfen beim Tragen des Gepäcks und schieben Rollstühle. Bis zu vier Stunden sind sie pro Schicht auf Achse. Ihre auf den Stationen des Klinikums eingesetzten Mitstreiterinnen und Mitstreiter kümmern sich um das Wohlbefinden der Kranken, nehmen sich Zeit für deren Sorgen und Nöte, führen Gespräche, vertreiben ihnen die Zeit und versuchen ihnen den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. Oft sind es Kleinigkeiten: eine Zeitung oder einen Kaffee aus der Cafeteria. Für Samstagvormittag bereiten sie den Gottesdienst vor, der für viele Patientinnen und Patienten eine willkommene und wichtige Abwechslung vom Klinikalltag bedeutet. Wöchentlich wird dieser von Pfarrern unterschiedlicher Konfessionen abgehalten.

 

„Ohne uns würde der Gottesdienst nicht oder nur in sehr eingeschränktem Umfang stattfinden. Unser Ziel ist es, dass alle Patientinnen und Patienten, die es möchten, daran teilnehmen können. Wenn Sie es von allein nicht schaffen, kümmern wir uns darum, dass sie von der Station dort hin und auch wieder zurückkommen. Wenn wir uns mit Grünen Damen und Herren von anderen Kliniken austauschen, sind diese oft erstaunt, dass wir auch samstags unseren Dienst tun“, gibt die Leiterin der Gruppe Monika Neef einen Einblick zum Aufwand der hinter der Arbeit steckt.

 

Sie ist diejenige, die die Gruppe im Inneren zusammenhält: sie spart nicht mit Lob, gratuliert zu Geburtstagen, organisiert zusammen mit einer Kollegin die Weihnachtsfeier und andere gemeinsame Unternehmungen der Grünen Damen und Herren. Sie hat auch stets ein offenes Ohr für ihre Kolleginnen und Kollegen, wenn jemand Sorgen oder Nöte hat.

 

Rico Anton, Landrat des Erzgebirgskreises: „Man sagt oft so dahin: ‚Engagement kennt kein Alter‘, aber dass sich Menschen, die selbst im fortgeschrittenen Alter sind, Woche für Woche mit derart viel Hingabe und Pflichtbewusstsein für kranke Menschen einsetzen, kann man gar nicht hoch genug schätzen. Ich möchte mich bei allen Engagierten recht herzlich für ihr Wirken bedanken und freue mich, dass durch die Fachstelle Ehrenamt meines Hauses dieses umfangreiche Engagement sichtbar gemacht wird.“

 

Für ihr umfassendes Engagement wurden die Grünen Damen und Herren mit dem „Ehrenamt des Monats Dezember“ ausgezeichnet. Sie erhalten von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises „ERZgeBÜRGER“.

 

Landrat Anton fügt hinzu: „Wenn es unserer Fachstelle mit dem Ehrenamt des Monats auch weiterhin gelingen soll, außergewöhnliche Leistungen im Ehrenamt sichtbar zu machen, braucht es aber auch etwas Schützenhilfe der Bürgerinnen und Bürger – Vorschläge sind daher stets willkommen.“

 

Für die Auszeichnung mit dem Ehrenamt des Monats vorgeschlagen hat sie Hiltrud Orgis. Warum sie dringend Verstärkung suchen und um ein noch besseres Bild von der Arbeit der Grünen Damen und Herren zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit der Vorschlaggeberin ein ausführliches Interview geführt.

 

Seit wann engagieren Sie sich bei den Grünen Damen und Herren und wie sind Sie dazu gekommen?

Frau Orgis: „Ich bin seit 2005 dabei. Auf das Ehrenamt aufmerksam geworden bin ich damals durch eine Zeitungsanzeige, mit der um Unterstützung für diese wichtige Aufgabe geworben wurde. Ich hatte schon immer starkes Interesse an einer Tätigkeit nah am medizinischen Bereich und so bin ich zu den Grünen Damen und Herren gekommen.“

 

Man könnte vermuten, dass die meisten Engagierten der Gruppe oft selbst aus dem medizinischen Bereich kommen?

Frau Orgis: „Das trifft eher auf wenige zu. Für unsere Aufgaben sind auch keine medizinischen Vorkenntnisse notwendig. Die Mitglieder der Gruppe haben sehr unterschiedliche berufliche Vorgeschichten. Viele sind aufgrund persönlicher Empfehlung und Mund-zu-Mund-Propaganda auf den Dienst der Grünen Damen und Herren aufmerksam geworden.“

 

Was motiviert Sie persönlich sich für kranke Menschen einzusetzen?

Frau Orgis: „An erster Stelle ist das die Reaktion der Patientinnen und Patienten: Oft sind es Worte und kleine Gesten, mit denen sie einem sehr viel zurückgeben. Viele glauben gar nicht, dass wir das ehrenamtlich machen. Aber auch die Dankbarkeit, die uns von Seiten des medizinischen Personals im Klinikum entgegengebracht wird, ist eine wichtige Motivation.“

 

Ihre Aufgabe erfährt also viel persönliche Wertschätzung?

Frau Orgis: „Ja, gerade während der Corona-Pandemie ist uns oft von Schwestern und Pflegern gesagt wurden, dass sie den Tag herbei sehnen an dem wir unseren Dienst wieder aufnehmen können, eben weil wir dringend gebraucht werden. Auch die Wertschätzung seitens der Leitung im Helios Klinikum Aue ist sehr hoch. Wir sind fester Bestandteil des Teams im Krankenhaus.“

 

Und dennoch benötigt Ihre Gruppe dringend Unterstützung u. a. für die Kinderstation?

Frau Orgis: „Ja, das stimmt. Die Mitglieder unserer Gruppe sind fast alle über 70 und wir werden alle nicht jünger. Unsere Aufgaben sind oft auch körperlich anstrengend. Ich war früher selbst auf der Kinderstation und wir haben dort Kinder im Alter zwischen einem halben und dreizehn Jahren betreut. Wir haben dafür gesorgt, dass bei ihnen keine Langeweile aufkommt, haben mit ihnen gespielt und haben uns auch für die Sorgen und Nöte der Kinder und ihrer Eltern Zeit genommen. Aktuell können wir diese Station personell nicht besetzen.“

 

Es wäre ein Herzenswunsch von Ihnen, dass sich ehrenamtlich Engagierte finden, um diese Aufgabe wieder wahrnehmen zu können?

Frau Orgis: „Absolut. Es wäre großartig, wenn sich auf diesem Weg Freiwillige finden würden, dass wir die Kinderstation wieder besetzen können.“

 

Was braucht es, um eine Grüne Dame oder ein Grüner Herr zu werden?

Frau Orgis: „Einerseits braucht es ein hohes Maß an Empathie, andererseits eine gewisse emotionale Stabilität, um sich auf kranke und oft auch Menschen mit Behinderung einzulassen. Man sollte auf Menschen eingehen können und körperlich belastbar sein. Es braucht Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit, um die Dienste verlässlich abzusichern.“

 

Wie sind Sie als Vorschlaggeberin auf das „Ehrenamt des Monats“ aufmerksam geworden?

Frau Orgis: „Ich habe es im Landkreiskurier gelesen und habe gedacht, dass es eine schöne Gelegenheit wäre unserem gesamten Team einmal Danke zu sagen und auch wieder einmal auf unsere wichtige Aufgabe aufmerksam zu machen. Einige meiner Kolleginnen und Kollegen hatten vor kurzem zu meinem Geburtstag angerufen und es ebenfalls gelesen. Sie fanden es schade, dass unsere Gruppe bisher nicht bedacht worden ist. Sie wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie einen Tag später die Einladung zum Termin im Postfach finden würden.“

 

 

 

Quelle: PM / wu

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