Ehrenamt des Monats Januar 2023

15. Februar 2023
Neuigkeiten

Trainerinnen und Trainer des ATV Frohnau e.V. ausgezeichnet

Seit 1866 gibt es den Allgemeinen Turnverein Frohnau e.V. Der überwiegende Teil der Sportler hat sich dem Geräteturnen verschrieben. Regelmäßig macht der Verein mit sehr guten Ergebnissen im Nachwuchsbereich von sich reden. Der Aufwand, Kinder in dieser Sportart zu trainieren, ist immens.

Mit fast 200 Kindern und Jugendlichen bei 436 Mitgliedern ist der Anteil von Nachwuchssportlern beim ATV Frohnau hoch. Acht Trainingsgruppen bilden allein die jungen Turnerinnen und Turner. Doch Turnen ist offensichtlich keine Frage des Alters – die Bandbreite reicht von der Kindergartengruppe über das Eltern-Kind-Turnen bis zu den Seniorinnen und Senioren. Im Verein wird außerdem Volleyball und Freizeitfußball gespielt.

Der Trainingsbetrieb läuft an fünf Tagen die Woche von nachmittags bis abends durchgehend. Insgesamt 32 ehrenamtliche Übungsleiterinnen und Übungsleiter sorgen für eine optimale Betreuung und einen reibungslosen Ablauf. Verein und Vorstand legen Wert darauf, dass die Trainerinnen und Trainer gut ausgebildet sind, fast alle haben eine entsprechende Lizenz.

„Mit Blick auf unsere Kapazitäten sind wir sowohl räumlich als auch personell gut aufgestellt“, schätzt Vereinsvorsitzender Jürgen Schramm die Situation ein. „Dennoch müssen wir fast wöchentlich Anfragen von Eltern verneinen, die ihre Kinder gern zum Turntraining anmelden würden. Aktuell sind die Trainingsgruppen voll.“

Dass der Turnsport von Seiten der Kinder und Jugendlichen in und um Annaberg-Buchholz eine so hohe Nachfrage erfährt, erfreut auch Rico Anton, Landrat des Erzgebirgskreises. „Der Zuspruch kommt aber nicht von ungefähr: er ist auch das Ergebnis der hervorragenden Nachwuchsarbeit, die hier geleistet wird. Mein persönlicher Dank gilt den Übungsleiterinnen und Übungsleitern, die ein Menge investieren, um den Trainingsbetrieb abzusichern.“

Der Betreuungsaufwand beim Gerätturnen ist hoch – je jünger die Sportlerinnen und Sportler sind, umso mehr Fürsorge braucht es. Es gilt die Kinder zu sichern und ihnen Hilfestellungen zu geben, um Unfälle zu vermeiden. Hinzu kommt ein vergleichsweise hoher Aufwand für die Trainingsgestaltung, den Auf- und Abbau der Geräte und die Betreuung bei Wettkämpfen.

Die Leistung, die die Übungsleiterinnen und Übungsleiter Woche für Woche erbringen, hat auch Cathleen Schubert nachhaltig beeindruckt. Im Namen der Eltern hat sie die Trainerinnen und Trainer für das Ehrenamt des Monats vorgeschlagen, um auf diesem Weg einmal Danke für deren unermüdlichen Einsatz zu sagen.

Die Erfolge des Vereins können sich, vor allem im Nachwuchsbereich, sehen lassen: Im Gerätturnen sammelten die Sportlerinnen und Sportler über alle Altersklassen in den letzten Jahren zahlreiche Einzel- und Mannschaftstitel bei Vereins- und Landeswettkämpfen, stellten Bezirks- und Landesmeister in unterschiedlichen Disziplinen. Die Volleyballerinnen spielen in der Erzgebirgsklasse.

Einer der den Verein und die Facetten der Nachwuchsarbeit ganz genau kennt ist Siegmund Schuster. Seit 1963 hat er beim ATV Frohnau über ein halbes Jahrhundert Kindern und Jugendlichen das Einmaleins des Turnens beigebracht: „Bei allen Erfolgen und dem Anspruch auch das eine oder andere Talent an den Leistungsbereich heranzuführen – wir sind ein Allgemeiner Turnverein, unser wichtigster Anspruch muss es auch in Zukunft sein, möglichst vielen Jungen und Mädchen die Möglichkeit zu bieten, diesen Sport auszuüben. Entscheidend ist, dass junge Menschen aktiv sind und Sport treiben.“

Auch Rolf Schmidt, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Annaberg-Buchholz, freut sich mit den Ausgezeichneten: „Als gebürtiger Frohnauer bin ich seit frühester Kindheit, so wie die meisten Frohnauer, eng mit dem Verein verbunden. Es freut mich sehr, dass die Ehrung an den ATV Frohnau e.V. geht. Sie ist mehr als verdient, wenn man bedenkt, was hier durch ehrenamtliche Tätigkeit zahlreicher Übungsleiterinnen und Übungsleiter seit Jahrzehnten geleistet wird. Der Verein ist das Aushängeschild für Frohnau und wir Frohnauer stehen hinter unserem Verein und unterstützen ihn mit Leidenschaft.“

Für ihr umfassendes Engagement wurden Übungsleiterinnen und Übungsleiter mit dem „Ehrenamt des Monats Januar“ ausgezeichnet. Sie erhalten von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.

 

Um ein noch besseres Bild von der Nachwuchsarbeit beim ATV Frohnau e.V. zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit dem Vereinsvorsitzenden Jürgen Schramm nachfolgendes, ausführliches Interview geführt. 

 

Was macht für Sie die Faszination am Turnen bzw. Gerätturnen aus?

Herr Schramm: „Turnen ist eine sehr komplexe Sportart. Es gehört Mut, Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Koordination dazu. Turnerisch ausgebildete Mädchen und Jungen sind meist auch in anderen Sportarten erfolgreich. Leistungssportliche oder auch berufliche Wege mit sportlichem Hintergrund sind für sie leichter zu absolvieren.“

Woran machen Sie eine gute Nachwuchsarbeit fest?

Herr Schramm: „Wie zu jeder anderen Sportart auch, gehört zum Turnen ein gewisses Talent. Um das zu erkennen, müssen Kinder aber erstmal an den Sport herangeführt werden. Daher ist es uns wichtig, ein möglichst breites Angebot für alle Altersklassen zu unterbreiten. Mit zunehmenden Trainingsfortschritt versuchen wir die Trainingsgruppen auch an das Leistungsniveau anzupassen.“

Wie hat sich das Gerätturnen als Sportart aus Ihrer Sicht in den letzten Jahrzehnten entwickelt?

Herr Schramm: „Die Anzahl der Turnvereine ist seit der Wende rückläufig. Nach meiner Einschätzung hängt es damit zusammen, dass sich für viele gestandene Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie Vereinsfunktionäre keine Nachfolgerinnen und Nachfolger gefunden haben. Das Interesse am Turnsport, vor allem bei jungen Mädchen, ist aber nach wie vor groß.“

Wie gewinnt man heute noch Übungsleiterinnen und Übungsleiter für das Geräteturnen?

Herr Schramm: „Wir setzen uns dafür ein, Übungsleitende und Kampfrichter aus unserem eigenen Nachwuchs heraus auszubilden. Das Problem ist, dass uns in der Phase der Berufsbildung viele junge Erwachsene nicht oder nur eingeschränkt unterstützen können. Ein Trend, der mir etwas Sorge bereitet ist, dass viele junge Menschen sich weniger verbindlich und nicht mehr langfristig ehrenamtlich für eine Sache engagieren wollen. Diese Entwicklung kann uns noch zu schaffen machen, da sie unseren Ansprüchen einen qualitativ hochwertigen und verlässlichen Trainingsbetrieb anzubieten, entgegensteht. Wir haben glücklicherweise auch aus den Reihen der Eltern Übungsleitende für den Verein gewinnen können.“

Eltern ist ein gutes Stichwort. Aus deren Kreis kam auch der Vorschlag für das Ehrenamt des Monats. Welche Rolle spielen die Eltern bei der Nachwuchsarbeit im Sportverein?

Herr Schramm: „Nach unseren Erfahrungen eine ganz zentrale. Sie haben Einfluss auf die Auswahl der Sportart, für die sich Kinder und Jugendliche entscheiden. Da die Optionen um Gerätturnen zu betreiben im Umfeld in den letzten Jahren eher weniger geworden sind, ist auch unser Einzugsgebiet relativ groß. Die Eltern nehmen lange Anfahrtswege in Kauf. Sie unterstützen unsere Übungsleiterinnen und Übungsleiter, übernehmen die Versorgung bei Wettkämpfen oder packen mit an, wenn es darum geht für größere Veranstaltungen die Trainingsgeräte in die Silberlandhalle zu bringen und dort aufzubauen. Eltern die hinter dem Sport ihrer Kinder stehen, sind auch für den Verein extrem wertvoll.“

Beim ATV gibt es auch eine Abteilung Volleyball. Wie kam es dazu?

Herr Schramm: „Wir hatten schon immer eine Mannschaft, die Freizeitvolleyball gespielt hat. Irgendwann hat die Frauenmannschaft eines anderen Vereins angefragt, ob Sie unter dem Dach des ATV Frohnau e.V. weiterhin trainieren können. Außerdem gibt es noch Männer- und Gymnastikgruppen. Auch die Übungsleiterinnen und Übungsleiter in diesen Bereichen leisten eine hervorragende Arbeit.“

Nehmen wir an Sie hätten drei Wünsche frei, die Ihnen und dem Verein die Arbeit leichter machen würde. Welche wären das?

Herr Schramm: „Zunächst würde ich mir wünschen, dass wir noch mehr Übungsleitende für den ATV gewinnen. Mein Zweiter Wunsch wäre, dass diejenigen auch ein paar Jahrzehnte zur Stange halten. Mein dritter Wunsch richtet sich an die Stadt Annaberg-Buchholz, die aus unserer Sicht eine sehr sportfreundliche Kommune, u. a. im Hinblick auf die Kosten für Trainingszeiten in städtischen Turnhallen ist. Sollte es dort Anpassungen geben, wünsche ich mir sehr, dass sie moderat ausfallen.“

Welche Rolle spielt das Showturnen und vergleichbare Veranstaltungen für Sie?

Herr Schramm: „In der Vergangenheit haben wir zu besonderen Anlässen immer mal wieder ein Schauturnen veranstaltet, z. B. zum 150. Jubiläum des ATV. Solche Veranstaltungen bedürfen eines enormen Aufwands. Deshalb wird es diese auch künftig nur zu entsprechenden Anlässen bzw. in größeren Abständen geben. Wer bei Wettkämpfen zuschauen möchte, kann dies gerne tun. Je mehr Zuschauer, umso besser ist die Stimmung – auch im Turnen. Mindestens drei große Wettkämpfe finden jährlich in der Silberlandhalle statt.“

Ein persönliches Statement von Ihnen zum Schluss: Stellen Sie sich vor sie müssten einen Appell an Bürgerinnen und Bürger richten, damit sie sich in Zukunft auch ehrenamtlich für eine gute Sache einsetzen bzw. weiter engagiert bleiben. Was würden Sie Ihnen spontan sagen?

Herr Schramm: „Macht was! Engagiert Euch für Kinder, denn sie geben so viel zurück – das ist mit Geld nicht aufzuwiegen.“

 

 

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