Entscheidung zum Literaturwettbewerb Kammweg 2022 ist gefallen
Eine fünfköpfige Fachjury entschied am 28. April 2022 in einem anonymen Auswahlverfahren über die Preisträgerinnen und Preisträger im Kammweg-Literaturwettbewerb für das Jahr 2022, ausgeschrieben für das Genre Prosa.
Gesucht waren Kurzgeschichten mit dem Thema „Ohne Kompass zwischen Berg und Tal“, wobei das Thema durchaus metaphorisch aufgefasst und umgesetzt werden sollte. Trotz allem rief die Thematik so einige Reiseberichte auf den Plan, nicht zuletzt diverse Kammwegbegehungen.
Zu dieser Art Geschichte gehört die Kurzgeschichte von Katharina Kaps nicht, sie zählt Erlebnisspuren der Protagonistin auf, auch Engramme genannt, eine Art Anker, die im Gedächtnis zusammenhalten, was wir sind. Splitter mit Auszügen aus Kindheit, Jugend und dem heutigen Leben, summieren Erinnerungen, die sich puzzlegleich zusammensetzen.
Katharina Kaps wurde der Hauptpreis unter den Förderpreisen zugesprochen.
„Eine hervorragende literarische Leistung und Verarbeitung eines ganz besonderen Themas“, urteilte die Jury und alle Mitglieder gestanden, das Wort „Engramm“ erst gegoogelt zu haben.
Katharina Kaps studierte Deutsche Philologie, Ethik und Philosophie, Soziologie und Gender Studies in Berlin, Oldenburg, Bremen sowie in Frankreich. Sie veröffentlichte seit 2006 bis jetzt Prosatexte und Gedichte in diversen Literaturzeitschriften. Geboren in Erlabrunn, lebt sie heute in Berlin.
Die beiden zweiten Plätze werden je von einer Autorin und einem Autor belegt.
Einer dieser Förderpreise geht an Bettina Haase aus Leipzig, die sich mit der Erzgebirgsregion seit ihren Kindertagen an nachweislich verbunden fühlt und so zur Beteiligung beim Kammweg-Wettbewerb animiert wurde.
Der Protagonist ihrer Kurzgeschichte mag es, auf dem Kammweg entlang der tschechischen Grenze unterwegs zu sein. Er kennt die Namen der Wege und weiß, wo sie sich kreuzen, verliert sich jedoch in den politischen Wirren der vergangenen zwei Corona-Jahre. Neben einem erstklassigen Schreibstil gefiel der Jury die Bearbeitung eines drängenden Gegenwartsthemas.
Bettina Haase wuchs in Sachsen auf, studierte in Leipzig Bibliotheks- und Informationswissenschaft und arbeitet als Bibliothekarin in einem geisteswissenschaftlichen Forschungsinstitut der Stadt. Sie veröffentlichte Kurzprosa, Kolumnen, sowie journalistische Texte in Anthologien, Magazinen und Sachbüchern und war 2018/2019 Teilnehmerin am Romanseminar der Bayrischen Akademie des Schreibens unter Leitung von Julia Schoch (Autorin beim Piper-Verlag) und Wilhelm Trapp (Lektor Belletristik bei Rowohlt Berlin).
Der zweite dieser Förderpreise geht an einen im Kammweg-Literaturwettbewerb nicht unbekannten Autor, denn bereits 2017 erhielt Siegfried Straßner einen Hauptpreis im Genre Lyrik. Siegfried Straßner`s familiäre Wurzeln finden sich im Erzgebirge. In der heutigen Stadt Háj, früher Stolzenhain, wurde seine Mutter, Maria Straßner, geboren.
Siegfried Straßner lebt in Nürnberg, studierte Iberoromanische Philologie, Pädagogik und Theaterwissenschaften und ist leitender Mitarbeiter in einem Nürnberger Kulturzentrum, Schwerpunkt Literaturvermittlung sowie freiberuflich tätig als Dozent an der Akademie Faber Castell, Stein b. Nürnberg, Studiengang Literarisches Schreiben.
Er wurde weiterhin 1. Preisträger beim Literaturwettbewerb „Goldenes Kleeblatt gegen Gewalt 2019“, Burgenland, Österreich, Shortlist-Kandidat „Wortrandale“ in Berlin 2020, Finalteilnehmer am Autorentreffen „Irseer Pegasus“ sowie Finalteilnehmer beim „Schaeff-Scheefen-Preis“ des Autorenverbands Franken, beides im Oktober 2021 und er erhielt 2022 den Extrapreis der sechs Besten beim „Grassauer Deichelbohrer“, Grassau im Chiemgau.
Seine prämierte Kurzgeschichte spiegelt die Situation der Menschen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet zu Kriegszeiten wider. Es könnte die Geschichte seiner Mutter sein, die in die Erinnerungen an ihre Heimat eintaucht, aber dies bleibt das Geheimnis des Autors.
Auch bei Siegfried Straßner befand die Jury eine hervorragende und berührende Schreibleistung in der Verarbeitung eines sehr emotionalen Themas.
Neben den genannten Preisen werden vier Anerkennungspreise an Berit Braune (Dresden), Stefan Tschök (Chemnitz), Lucia Reichard (Saarbrücken) und Björn Reich (Gießen) vergeben.
Alle sieben Preisträgerinnen und Preisträger sowie weitere ausgewählte Einsenderinnen und Einsender von Kurzgeschichten erhalten die Möglichkeit der Teilnahme an einer für sie kostenlosen Textwerkstatt im September 2022 unter fachlicher Anleitung der beiden Jurymitglieder und Autorinnen, Undine Materni und Wiete Lenk, in der Kulturjugendherberge Frauenstein, organisiert vom Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen.
Zudem werden die Haupt- und Förderpreisgewinner in diesem Herbst im Rahmen einer Preisträgerlesung vorgestellt.
Der Hauptpreis ist mit 500 EUR, die beiden weiteren Förderpreise sind mit je 300 EUR und die Anerkennungspreise mit je einem 100 EUR Buchhandlungsgutschein dotiert.
Die nächste Ausschreibung im Kammweg-Wettbewerb für 2023 wird in Kürze zum Genre Lyrik veröffentlicht.