Für ein lebendiges Miteinander im Dorf

17. November 2023

Heimatverein Weißbach e. V. mit dem Ehrenamt des Monats ausgezeichnet

Im Jahr 2000 aus einer Arbeitsgemeinschaft heraus gegründet, ist der Heimatverein Weißbach e. V. ein vergleichsweise junger Vertreter in der Sparte derer, die sich um die Traditions- und Brauchtumspflege bemühen. Seitdem haben die Mitglieder so einiges bewegt. Mit viel Kreativität wurden Angebote sowie Veranstaltungsformate geschaffen, die auch über die Ortsgrenzen hinaus regen Zuspruch finden.

 

Neben den Ortschronisten beherbergt der Heimatverein Weißbach e. V. eine Schnitz- und Klöppelgruppe und organisiert das Oster-Schmücken. Das Weinfest und die Kirmes stehen ebenso jährlich im Veranstaltungskalender. Auch ein ortsgeschichtlicher Wanderweg gehört in Amtsberg und seinen Ortsteilen zum Repertoire. Alles soweit nichts Ungewöhnliches für einen Heimatverein.

2002 bekam der Ort anlässlich des Heimatfestes 550 Jahre Weißbach von der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative in Zschopau ein Modell der Weißbacher Kirche geschenkt. In einer kleinen aber feinen Parkanlage in der Ortsmitte fand sich schnell ein passender Aufstellort, zwei bis drei Gebäude sollten noch hinzukommen, damit das Gotteshaus nicht zu allein auf weiter Flur steht. Eine Gruppe von vier modellbaubegeisterten Männern aus den Reihen des Heimatvereins nahm sich dem Vorhaben an, wohl ohne zu ahnen, welche Eigendynamik es entwickeln würde. Mittlerweile ist daraus eine liebevoll gepflegte Schauanlage im Maßstab 1:10 mit insgesamt 25 Modellen entstanden, die sich vor allem bei Familien mit Kindern großer Beliebtheit erfreut. Jährlich kommt ein neues Modell hinzu. Nachträglich wurden die Miniaturen teilweise mit Mechaniken versehen – zur Weihnachtszeit erhalten die Häuser eine für das Erzgebirge typische Fensterbeleuchtung.

„Mit Mini-Weißbach ist aus ehrenamtlicher Initiative heraus ein echtes Alleinstellungsmerkmal für unsere Gemeinde entstanden“, freut sich Bürgermeister Sylvio Krause. „Unter der Regie des Heimatvereins wurde das gesamte Areal neugestaltet und wird eigenverantwortlich gepflegt. Die Mitglieder stecken sehr viel Fleiß und Herzblut in dieses und auch in andere Projekte, die unseren Ort lebenswerter und für Besucher attraktiver machen.“

In der Weihnachtszeit ist der Krippen- und Pyramidenweg ein weiterer Anziehungspunkt für zahlreiche Besucherinnen und Besucher. 2015 gab es dazu einen Aufruf an die Bürgerschaft, Krippen und Pyramiden so aufzustellen, dass sie öffentlich zugänglich sind und von Interessierten besichtigt werden können. Von anfangs 25 Krippen und Pyramiden ist auch der Themenweg auf mittlerweile 51 Stationen stetig gewachsen. Teilweise stellen Sammler Exponate zur Verfügung – im Gegenzug finden sich Einwohner, die sie auf ihren Grundstücken aufbauen. In der Schauanlage Mini-Weißbach öffnet sich in der Vorweihnachtszeit am Adventshaus jeden Tag ein neues Türchen. An den Adventssonntagen sorgt der Heimatverein mit Bratwurst und Glühwein für das Wohl der Gäste. Kinder können ihre Wunschzettel in einem eigens für die Weihnachtspost aufgehängten Briefkasten einwerfen.

Damit traditionelles Handwerk auf fruchtbaren Boden fällt, hat der Heimatverein Weißbach in Kooperation mit der Grundschule eine Ganztagesangebot Klöppeln und Schnitzen initiiert. Für die Vorsitzende Manuela Walter war das ein Glücksfall: „Die Grundschüler kommen frühzeitig mit unserem Brauchtum in Berührung, darüber hinaus ist es aber auch gelungen, ein Anschlussangebot für die Zeit danach zu etablieren. Wir haben Freiwillige gefunden, die sich bereit erklärt haben, dieses Angebot mit den älteren Schülerinnen und Schülern weiterzuführen und sie in die Arbeitsgemeinschaft des Vereins zu integrieren. Dies war auch ein wichtiger Impuls für uns, mit dem Ergebnis, dass wir eine aktive Gruppe haben, die generationsübergreifend traditionelle Handwerkstechniken pflegt.“

In jüngerer Vergangenheit konnte der Verein einiges bewegen: In Mini-Weißbach sind beispielsweise neue Parkplätze entstanden. In den vergangenen zwei Jahren wurden zehn neue Mitglieder gewonnen. Mit Hilfe von Fördermitteln hat der Verein einen mobilen Holzbrotbackofen angeschafft, welcher erstmals am 18. November im Rahmen des Amtsberger Brotbacktages zum Einsatz kommen soll. Für die Zukunft soll der Backofen auch zu den Ortfesten zum Einsatz kommen und es sind gemeinsame Aktionen mit den Kindergarten- und Horteinrichtungen des Ortes angedacht.

Landrat Rico Anton zeigt sich von der Arbeit des Heimatvereins Weißbach e. V. beeindruckt: „Mir imponieren insbesondere zwei Dinge: Zum einen ist es gelungen, Angebote zu schaffen, um nachfolgende Generationen für die Heimat- und Brauchtumspflege zu begeistern. Zum anderen ist die Schauanlage in Mini-Weißbach ein Paradebeispiel, wie Einwohner und kommunale Verwaltung gleichermaßen von dem vorbildlichen ehrenamtlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger profitieren können.“

Für sein langjähriges und erfolgreiches Engagement wurde der Heimatverein Weißbach e. V. mit dem „Ehrenamt des Monats Oktober“ ausgezeichnet. Stellvertretend erhielt Manuela Walter als Vorsitzende von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.

Um ein noch besseres Bild von der Arbeit des Vereins zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit ihr ein ausführliches Interview geführt.

 

Welches Vorhaben Ihres Vereins war in den letzten Jahren das aus Ihrer Sicht bedeutendste?

Frau Walter: „An dieser Stelle möchte ich keine Wichtung vornehmen. Für das Zusammenwachsen der Amtsberger Ortsteile war gewiss die Erweiterung des ortsgeschichtlichen Wanderweges nach Dittersdorf sowie Schlößchen / Wilischthal von Bedeutung. An nunmehr neunzig Wegpunkten erhalten Wanderer und Spaziergänger Informationen zur Geschichte unseres Ortes.“

 

Wie sind Sie mit der Entwicklung der Schauanlage Mini-Weißbach zufrieden?

Frau Walter „Mini-Weißbach ist eine echte Erfolgsgeschichte. Je weiter die Anlage gewachsen ist, umso größer wurde auch der Besucherzuspruch. Anfangs haben wir die Modelle über den Winter noch eingelagert, inzwischen bleibt die Schauanlage ganzjährig geöffnet. Was unsere Arbeitsgemeinschaft geleistet hat und auch aktuell leistet, um unser Mini-Weißbach weiter zu entwickeln ist enorm. Mein herzlicher Dank gilt auch den zahlreichen Unternehmen sowie den Bürgerinnen und Bürgern, die die Schauanlage mit Spenden unterstützen.“

 

Was ist ihr persönliches Highlight unter den zahlreichen Angeboten in der bevorstehenden Weihnachtszeit?

Frau Walter: „An unserem Adventshaus in Mini-Weißbach werden in der Adventszeit immer jeweils mittwochs und samstags Weihnachtsgeschichten vorgelesen. Wenn Familien mit Kindern zusammenkommen, um den Lesungen zu lauschen, entsteht eine ganz besondere Atmosphäre, die sich schwer in Worte fassen lässt.“

 

Wie gehen Sie mit den Nachwuchssorgen um, die viele Vereine beschäftigen?

Frau Walter: „Unser Portfolio an Angeboten so umfangreich, dass man eigentlich nie zu viele Engagierte haben kann. Von Sorgen würde ich in unserem Fall aber nicht sprechen. Wir haben das Glück, dass wir neben den Mitgliedern, die sich seit Jahren aktiv im Verein einbringen eine Gruppe Engagierter gewinnen konnten, die sich eigenständig um die Pflege der Grünanlagen in Mini-Weißbach und um die Organisation der Heimatfeste kümmert.“

 

Das klingt sehr zuversichtlich. Was ist aus Ihrer Sicht der Schlüssel zum Erfolg für Ihre Vereinsarbeit?

Frau Walter: „Generell sind Menschen, die sich engagieren wollen bei uns immer willkommen. Am Anfang begleitet man als Vorstand neue Arbeitsgemeinschaften und Engagierte relativ eng. Wenn man an den Punkt kommt, wo man merkt, dass es funktioniert, muss man aber auch loslassen können und denjenigen vertrauen, die sich einbringen wollen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Vorhaben, die aus Eigeninitiative heraus entstehen, in aller Regel am besten funktionieren.“

 

Was haben Sie mit dem neu angeschafften Holzbackofen noch vor?

Frau Walter: „Meine Idealvorstellung wäre, dass alle Omas in Amtsberg ihre alten Rezepte hervorkramen und es uns gelingt, dass zu bestimmten Anlässen Jung und Alt zum gemeinsamen Backen zusammenkommen. Auf jeden Fall wollen wir das Thema gemeinsames Backen in Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten und dem Hort in unserem Ort etablieren.“

 

Welche sieht für Sie die Heimat- und Brauchtumspflege der Zukunft aus?

Frau Walter: „Heimat und Brauchtumspflege wird dann funktionieren, wenn sie zu einem lebendigen Miteinander im Dorf beiträgt, wenn sie ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt und Menschen dazu animiert sich für die Attraktivität des Ortes und die Lebensqualität im Quartier einzusetzen.“

 

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