Junge Rechenmeister starten in die nächste Runde - Welterbeverein übernimmt Trägerschaft
Seit über 40 Jahren ist der Adam-Ries-Wettbewerb für Schüler der Klassenstufe 5 als Mathematik-Wettbewerb fest etabliert. Nachdem er in den letzten beiden Pandemie-Jahren nur in reduzierter Form durchgeführt werden konnte, startet der Wettbewerb im Dezember wieder als Präsenzveranstaltung. Die Trägerschaft übernimmt ab diesem Jahr der Welterbe Montanregion Erzgebirge e. V.
„Lust und Fröhlichkeit das Rechnen zu erlernen“ – Die Worte des Rechenmeisters selbst bringen die Botschaft des Wettbewerbs auf den Punkt. 1981 wurde der Ausscheid in Annaberg-Buchholz aus der Taufe gehoben und ist heute als Vier-Länder-Wettbewerb zwischen Sachsen, Thüringen, Bayern und der Tschechischen Republik angelegt.
Ziel des Adam-Ries-Wettbewerbs ist es, bei den Teilnehmern Wissen und Geschick beim Lösen von Aufgaben herauszufordern und Freude am Knobeln und Rechnen zu vermitteln. Dabei spielen auch Maß- und Geldeinheiten aus der Zeit von Adam Ries eine Rolle.
In drei Stufen werden die besten Nachwuchsrechenmeister gekürt. Im ersten Schritt werden an den Heimatschulen in einem Hausaufgaben- und Klausuren-Wettbewerb die Besten ermittelt. Die Sieger dieser Stufe treten in der zweiten Stufe auf Bundesland-Ebene gegeneinander an. Die besten Teilnehmer messen sich schließlich im länderübergreifenden Finale in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz.
Bereits ab Dezember werden die neuen Rechenaufgaben für die erste Stufe an den Schulen verteilt und die Mädchen und Jungen knobeln an den Lösungen. Im Frühjahr 2023 finden dann die Prämierungen und die weiteren Ausscheide statt. Ende Juni 2023 werden die Endsieger gekürt.
Neu in diesem Jahr ist das Engagement des Welterbe Montanregion Erzgebirge e. V. Der Welterbeverein steigt in diesem Jahr erstmals in die Organisation ein und übernimmt u.a. die Koordination vor Ort. Für Steve Ittershagen, Geschäftsführer des Vereins, gehören Ries und das Welterbe zusammen: „Adam Ries war als herausragender Mathematiker ein Genius seiner Zeit. Seine Werke und der Einfluss auf das bergbauliche Rechnungswesen stellen heute einen wesentlichen Beitrag zum außergewöhnlichen universellen Wert unseres Welterbes dar.“
Neben den historischen Verbindungen sieht Ittershagen auch die Potenziale für die Zukunft: „Seit 3 Jahren ist unsere Montanregion UNESCO-Welterbe. Damit ist ein Bildungs-Auftrag als Hauptaufgabe verknüpft. Diesen erfüllen wir – unter anderem auch mit praxisorientierten Schulprojekten oder Lehrerfortbildungen. Mit der Organisation des Adam-Ries-Wettbewerbs erweitern wir diesen. Lehrer und Schüler kommen so noch eher und häufiger in Kontakt mit unserem Welterbe.“
Landrat Rico Anton: „Ich finde es sehr wichtig und gut, dass Kinder in unserem Erzgebirgskreis, in Sachsen aber auch darüber hinaus in Thüringen, Bayern und sogar in Tschechien im Rahmen des traditionellen Adam-Ries-Wettbewerbes in der Kreisstadt Annaberg-Buchholz mit dem Leben und Wirken des Rechenmeisters in unserer Region vertraut gemacht werden. Adam Ries beschäftigte sich zu seinen Lebzeiten nicht nur mit Mathematik, er war ebenso mit hohen öffentlichen Ämtern im erzgebirgischen Bergbau betraut und aktiv beteiligt am Aufstieg Annabergs zur blühenden Bergstadt. Daher ist die Verknüpfung des bestehenden Adam-Ries-Wettbewerbes mit dem Welterbeverein Montanregion Erzgebirge e. V. als Träger schlüssig und gewinnbringend. Nicht umsonst befindet sich die Geschäftsstelle des Welterbevereins in der Adam-Ries-Straße in Annaberg-Buchholz!“
Der Oberbürgermeister der Stadt Annaberg-Buchholz Rolf Schmidt ergänzt: „Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass der Welterbe Montanregion Erzgebirge e. V. die Trägerschaft für den Adam-Ries-Wettbewerb übernimmt und somit in die Fußstapfen des Adam-Ries-Bundes ab 2023 tritt. Nur so kann die Wichtigkeit, Bedeutung und Tradition des Rechnens und des Rechenmeisters in Verbindung mit unserer Welterberegion umfänglich weitergetragen und vermittelt werden. Der Adam-Ries-Wettbewerb für Schüler der Klassenstufe 5 hat langjährige, tiefe Wurzeln und ist nicht wegzudenken.
Wir freuen uns die Zusammenarbeit mit dem Welterbe Montanregion Erzgebirge e. V. nun auch auf dieser Ebene auszubauen, stehen gern unterstützend zur Seite und wünschen für die Organisation und Austragung des Adam-Ries-Wettbewerbes ab dem kommenden Jahr viel Erfolg.“
Hintergrund:
Adam Ries: Adam Ries wurde 1492 in Staffelstein (Oberfranken) geboren. Von 1518 – 1522 lebte er in Erfurt und 1522 kam er nach Annaberg. Seine Mathematikbücher und Fachwerke (u.a. „Rechenung auff der Linien vnnd Federn…“; „Coß“; „Annaberger Brotordnung“) gelten bis heute als maßgeblich und fortschrittlich. Ries starb 1552 im Erzgebirge.
Adam Ries und Welterbe Montanregion: Adam Ries wirkte lange Zeit in Annaberg. 1491 wurden hier reiche Silbererzlagerstätten entdeckt, die die Gründung der Stadt nach sich zogen. Im 15. und 16. Jahrhundert war die Stadt ein Zentrum des „Zweiten Berggeschreys“. Das Erzgebirge war im 16. Jahrhundert das größte Abbaugebiet und hochentwickeltste Technologiezentrum der Welt. Neue Technologien, wissenschaftliche Errungenschaften und literarische Werke fanden von hier den Weg nach ganz Europa und in die Welt.
Ries´ wegweisende literarische Werke in der Mathematik mit der Einführung des indisch-arabischen Zahlensystems in das bergbauliche Rechnungswesen und die Grundlagenbildung in der modernen Algebra stellen heute einen wesentlichen Beitrag zum außergewöhnlichen universellen Wert des UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří dar (Welterbe Kriterium 2).
Die Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz beheimatet heute das Adam-Ries-Museum. Der Welterbe Montanregion Erzgebirge e. V. führt das Museum als festen Bestandteil in der Welterbe-Bildungslandschaft. Im Rahmen von Bildungsprojekten übernimmt der Verein auch die Kosten für Eintritt und Führungen für Schulklassen im Museum.