Kommunaltag in der Stadt Olbernhau

23. September 2020
Fachinformationen Bekanntmachungen

Landrat Frank Vogel besucht Kommunen im Erzgebirgskreis

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Aufgrund der Corona-Pandemie konnte seit längerer Zeit kein Kommunaltag durchgeführt werden. Am 1. September 2020 führte Landrat Frank Vogel die Reihe seiner Kommunalbesuche – angesichts des eingedämmten Infektionsgeschehens – in der Stadt Olbernhau fort. Allen 59 Städten und Gemeinden im Erzgebirgskreis will der Landrat je einen Tag widmen. „Mir ist es ein wichtiges Anliegen, die Entwicklung vor Ort kennenzulernen und mich im direkten Gespräch über Problemlagen auszutauschen. Die Schwerpunkte wählen die Oberbürgermeister und Bürgermeister selbst.“, so Landrat Vogel. Es ist bereits der 26. Kommunaltag in seiner zweiten Amtszeit. Begleitet wurde der Landrat von Dietmar Bastian, Leiter des Referates Kommunalaufsicht und Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH.

Olbernhaus Bürgermeister, Heinz-Peter Haustein, und seine Amtsleiter der Stadtverwaltung begrüßten die Delegation im Rathaus. „Ich freue mich sehr, dass Sie sich die Zeit für den Besuch nehmen. Olbernhau hat viele reizvolle und interessante Anlaufpunkte zu bieten. Unsere ‚Stadt der 7 Täler‘ kann auf eine über 750-jährige Geschichte zurückblicken, die geprägt wurde von Bergbau, Metallurgie, Spielzeugherstellung und einer Vielzahl weiterer Gewerke. Mit der ‚Saigerhütte‘ in Olbernhau-Grünthal besitzt Olbernhau einen in dieser Form weltweit einzigartigen Komplex historischer Anlagen und Gebäude der Buntmetallurgie, die heute ein Bestandteil des UNESCO-Welterbes ‚Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří‘ ist. Doch den Fokus für den Kommunaltag haben wir bewusst auf die Ortsteile der ehemaligen Gemeinde Pfaffroda gelegt, um die dortige Entwicklungen und Projekte seit der Eingliederung zum 01.01.2017 zu verdeutlichen.“, führt der Bürgermeister ein. Die Gesprächsrunde nutzten die Anwesenden, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Neben der von der Kommunalaufsicht bescheinigten soliden Haushaltssituation gehörten dazu vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie, etwa im Hinblick auf die Durchführbarkeit von Weihnachtsmärkten in der Adventszeit.

 

Einen Schwerpunkt des Kommunaltages bildete der Bereich Wirtschaft. Mit dem Besuch der Sportgeräte Langer GmbH in Hallbach erhielt die Delegation einen Einblick in ein für die hiesige Wirtschaftsregion charakteristisches Familienunternehmen. Auf ca. 3300 m² Produktionsfläche fertigen Geschäftsführer André Langer und seine 30 Beschäftigten Sport- und Spielgeräte aus Holz für Turnhallenausstattungen und Kindereinrichtungen. Hierzu zählen beispielsweise Turnbänke, Sprossenwände, Sprungkästen und Kletterkombinationen. Aber auch Therapie- und Gymnastikartikel listet der umfangreiche Katalog des Unternehmens. Über namhafte Handelshäuser und Großunternehmen werden die erzgebirgischen Produkte, die nach der Qualitätsnorm DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert sind, in der ganzen Welt vertrieben, etwa nach Dänemark, Japan bis nach Australien. Auf die erfolgreiche Entwicklung ist der Geschäftsführer sehr stolz: „Im Bereich der Indoor-Ausstattung haben wir uns einen Namen gemacht. Zudem gibt es deutschlandweit nur zwei bis drei Mitbewerber auf diesem Markt. Seit ich die Firma von meinem Vater übernommen habe, konnte der Umsatz kontinuierlich gesteigert werden, von ca. 2,7 Millionen Euro in 2010 auf rund 4,5 Millionen Euro im Jahr 2019. Und auch die Folgen der Corona-Pandemie machen sich aktuell nur in geringem Umfang bemerkbar, jedoch seien verzögerte Auswirkungen bei den Lieferketten spürbar. Unsere Abnehmer, die überwiegend aus dem öffentlichen Sektor stammen, haben an ihren Investitionen festgehalten. Dafür bin ich sehr dankbar.“, berichtet André Langer. Beim Rundgang durch die Produktionsstätte wurde deutlich, dass sich das Unternehmen schrittweise mit seinem Portfolio erweiterte. Zudem investierte der Sportgerätehersteller in moderne Holzverarbeitungsmaschinen. Hierzu gehören mittlerweile vier CNC-Bearbeitungszentren, ein Flächenspritzautomat, eine Absauganlage mit aktiver Funkenlöschanlage und eine umweltfreundliche Heizung mit vollautomatischer Spänefeuerung. „Damit haben wir die Kapazitäten am Standort gut und inzwischen fast voll ausgeschöpft.“, so Langer weiter. Im anschließenden Gespräch mit dem Landrat benannte der Geschäftsführer neben den steigenden Kundenansprüchen insbesondere die Nachwuchsgewinnung im Handwerk als große Herausforderungen.

 

Die nächste Station des Kommunaltages stellte ein Projekt mit Alleinstellungscharakter vor. Im geschichtsträchtigen Schloss Pfaffroda entsteht derzeit eine Wald- und Forstakademie mit dazugehörigem Hotelbereich. Seit 2017 befindet sich das Schloss wieder im Besitz der Familie Diener von Schönberg, die bereits seit dem 14. Jahrhundert hier ansässig war. Joachim Heinrich Diener von Schönberg und Carl-Alexander Diener von Schönberg erwarben den bis dahin leerstehenden Komplex über ihre neu gegründete Stiftung „Alfons Diener von Schönberg“. Die Brüder brachten ihren Gästen im Rahmen eines Rundgangs durch die historischen Gebäudeteile ihr ambitioniertes Vorhaben näher. „Die Wissensvermittlung an Waldbesitzer aus dem privaten und kommunalen Bereich ist vor dem Hintergrund der gegenwärtig angeschlagenen Wälder von großer Bedeutung. Technische Lehrgänge und Naturseminare sollen den Agierenden die nötige Theorie und Praxis für eine sinnvolle Bewirtschaftung und Pflege an die Hand geben. Zudem ist das Erzgebirge als fünftwichtigste Waldregion Deutschlands geradezu prädestiniert für dieses Projekt.“, so Joachim Heinrich Diener von Schönberg. Darüber hinaus sollen ein Beherbergungsbetrieb mit bis zu 85 Betten sowie ein kleiner Dorfladen etabliert werden. Ergänzt wird dies von lebendigen Ausstellungen und Führungen, einem Museum zur Schlossgeschichte und vielseitig nutzbaren Räumen des Schlosses, etwa für Hochzeiten, Familienfeste oder Tagungen. In dieser Kombination liegt die Einmaligkeit des Konzeptes. „Damit tragen wir nicht nur unserem historischen Erbe Rechnung. Wir wollen vor allem für den Ort und die gesamte Region einen neuen Anziehungspunkt schaffen und Impulse für eine positive Entwicklung setzen.“, erläutern die Gastgeber weiter. „Die erforderliche Sanierung des Schlosses ist natürlich sehr zeit- und kostenintensiv. Für die erhaltenen Fördermittel des Freistaates und das Engagement der Stadt Olbernhau sind wir dabei sehr dankbar. Um den Gesamtumfang von ca. 17 Millionen Euro stemmen zu können, muss jedoch nach weiteren Lösungen gesucht werden.“, stellt Joachim Heinrich Diener von Schönberg klar. Landrat Vogel sagte Unterstützung im Rahmen seiner Möglichkeiten zu: „Gern bin ich dabei behilflich, weitere Kontakte zu vermitteln, um Sie in Ihrem Vorhaben voranzubringen.“

Aus der Geschichte des Schlosses Pfaffroda
1209 erfolgte die Besiedlung von Pfaffroda. Auf einem Felsvorsprung wird zunächst ein festes Haus errichtet. Erst 1352, als das Rittergeschlecht Diener von Schönberg das Anwesen übernahm, wurde es zur Burg und 1575 zum Schloss ausgebaut. 1643 wird im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges das Schloss, die Kirche und ein großer Teil von Pfaffroda niedergebrannt. Die gegenwärtigen Bauten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Von 1879 - 1936 lebte der Heimatforscher und Schriftsteller Alfons Diener von Schönberg, Sohn von Sara von Schönberg und dem Kammersänger Franz Diener, im Schloss Pfaffroda. Seit Kriegsende ist die wertvolle Waffensammlung (Rüstkammer) sowie das Inventar der Familie von Schönberg verschollen. 1945/46 richtet das Deutsche Rote Kreuz im Schloss ein Flüchtlingslager ein. Ab 1947 wird es als Feierabendheim (Pflegeheim) genutzt. Nach der Wende wurde das Feierabendheim als Pflegeheim des Landkreises Marienberg weiter betrieben. Auf Grund starker Sanierungsbedürftigkeit an Dach und Gebäudehülle, entschieden sich 2015 die Sozialbetriebe Mittleres Erzgebirge, als Träger der Pflegeeinrichtung mit 65 Bewohnern, diese zu schließen.

 

Zum Abschluss des Kommunaltages stand ein Besuch der im Bau befindlichen Einfeldhalle an der Wildrosen-Grundschule in Dörnthal auf dem Programm. „Der Ersatzneubau der Turnhalle wurde insbesondere aus energetischen und brandschutztechnischen Gesichtspunkten heraus notwendig. Die 40 Jahre alte Turnhalle entsprach nicht den heutigen Anforderungen“, erläuterte der städtische Bauamtsleiter Stefan Procksch. Durch den Einbau eines Aufzuges werden die Turnhalle und die Schulräume im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss zudem barrierefrei erschlossen. Im April 2020 begannen die Abbrucharbeiten, Für August 2021 ist die Fertigstellung des Neubaus geplant. Derzeit liegen die Arbeiten im Plan. Die Gesamtkosten für das Bauvorhaben betragen ca. 2,4 Millionen Euro. Zur Finanzierung erhält die Stadt Olbernhau eine 50-prozentige Förderung aus dem Programm Investive Sportförderung des Landes Sachsen. „Neben dem Schulsport werden vor allem hiesige Tischtennis-Vereine – hier haben wir allein fünf Mannschaften bis in die Bezirksklasse – die neue Halle für ihr Training nutzen. 60 Wochenstunden sind für den Vereinssport vorgesehen. Im Verbund von Grundschule, Hort und neuer Einfeldhalle entsteht in Dörnthal ein attraktives Zentrum für die Ortsteile der ehemaligen Kommune Pfaffroda.“, so Bürgermeister Haustein.

 

Der Landrat dankte dem Bürgermeister für den interessanten Tag in seiner Stadt und bescheinigte Olbernhau eine gute Entwicklung: „Die engagierte und lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Stadtrat hat viel in Ihrem Ort bewegt. Dies trägt dazu bei, das Leben in unserem ländlich geprägten Raum attraktiv zu gestalten. Insbesondere der Spagat zwischen städtischer Entwicklung und Beachtung der Belange in den einzelnen Ortsteilen ist in Olbernhau gut gelungen. Die heutigen Stationen machten deutlich, dass hier nach der Eingliederung von Pfaffroda viel erreicht und angeschoben wurde.“

 

OR

 

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