Projekt „Blühwiesen“ geht im Erzgebirgskreis weiter voran
Straßenmeistereien leisten Beitrag zur Schaffung von Lebensraum für Insekten
Mit dem Projekt „Danke für die Blumen“, einem Gemeinschaftsprojekt des Erzgebirgskreises und des Landschaftspflegeverband Westerzgebirge e.V., leistet der Erzgebirgskreis seit 2019 einen Beitrag zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt der Region, insbesondere der Insekten. Nach einem Jahr Laufzeit konnten auch im östlichen Teil des Landkreises Blühwiesen angelegt werden. So entstanden unter der Pflege der Straßenmeistereien Zöblitz und Gornau entlang u. a. der B 174 30.000 m² und der Gornauer Straße (Ortseingang Chemnitz) 25.000 m² Blühwiesen.
Bei einem vor Ort Termin an der B 174 bei Marienberg (Abfahrt Gewerbegebiet, Ziegelscheune) am 10. September informierte sich Thomas Bretschneider, Leiter des Referats Straßen, gemeinsam mit Claudia Pommer vom der Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH zum aktuellen Stand des Projektes.
„Bei den ausgewählten Flächen handelt es sich größtenteils um Dreiecksflächen an Auf- und Abfahrten von Ortsumgehungen und Bundesstraßen, da hier besonders gute Bedingungen für Blühwiesen herrschen“, erläutert Thomas Bretschneider. So sei die Fläche meist eben und somit für Technik und Mitarbeiter problemlos zugänglich. Außerdem befänden sich die ausgewählten Flächen häufig in verkehrsberuhigten Bereichen und in der Nähe von Rad- oder Wanderwegen, wodurch gute Wachstumsbedingungen gegeben und eine erhöhte Wahrnehmung in der Bevölkerung führe. Dafür sorgen auch eigens für das Projekt beschaffte Hinweisschilder, die an ausgewählten Stellen aufgestellt wurden.
Um die Mitarbeiter aller Straßenmeistereien im Erzgebirgskreis für das Thema zu sensibilisieren, fand im Sommer 2020 eine Schulung im Naturschutzzentrum in Dörfel statt. Dort erhielten die Straßenwärter alle Informationen rund um das Anlegen und die Pflege der Wiesen. Letztere erfolgt dabei „naturnah“, was jedoch nicht mit „Wildwuchs“ gleichzusetzen ist.
Wurden die Wiesenflächen bisher gemulcht – d. h. die Rasenabschnitte bleiben nach dem Mähen liegen – verfilzen die Oberflächen nach und nach. „Dadurch können Pflanzen und Kräuter nicht mehr wurzeln, vertrocknen und verschwinden am Ende ganz. So geht wichtiger Lebensraum und die Nahrungsgrundlage für Kleinstlebewesen verloren“, so Claudia Pommer, Geschäftsführerin der Naturschutzzentrum Erzgebirge gGmbH. Bei der Pflege der Blühwiesen wird das gemähte Gras für ein paar Tage liegen gelassen, um den enthaltenen Kräutern die Möglichkeit des Aussamens zu geben. Dafür wird ein Balkenmäher benötigt. Danach wird der Verschnitt entfernt und zusätzliches Saatgut in die Erde gebracht, nachdem der Boden entsprechend vorbereitet bzw. umgegraben wurde, um den ausgebrachten Pflanzensamen optimale Wachstumsbedingungen zu geben. „Um die Kosten für die Pflege der Blühstreifen gering zu halten, mieten wir bei Bedarf spezielle Technik an“, so Bretschneider.
Die Auswahl der Samen beschränkt sich dabei auf die regional verbreiteten Pflanzen wie bspw. Waldstorchschnabel, Perückenflockenblume, Schafgarbe, Klappertopf oder Wiesenknöterich. „Nachdem wir im Naturschutzzentrum mit dem Thema vertraut gemacht wurden, freuen wir uns einen Beitrag für Mensch und Natur zu leisten – die Menschen erfreuen sich an den Pflanzen und die Tiere finden wieder neue Nahrungsquellen. Dafür nehmen wir auch gern den erhöhten Arbeits- und Pflegeaufwand in Kauf“, so Jens Zienert, Mitarbeiter der Straßenmeisterei Zöblitz.
Sollten Fragen im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung oder Pflege Blühwiesen aufkommen, stehen Claudia Pommer und ihr Team gern beratend zur Seite. Sie ist begeistert, dass das Projekt bereits so gut angelaufen ist. „Die Blühwiesen sollen und können kein Ersatz für das Ökosystem Bergwiese sein. Sie sind jedoch ein Schritt in die richtige Richtung und wir freuen uns sehr, dass die Idee von der Verwaltung so gut angenommen wurde“, so Claudia Pommer.
„So, wie an der B 174, funktioniert es aber nicht überall. Die Voraussetzungen sind unmittelbar an der Fahrbahn nicht gegeben. Im Straßengraben und an den meist steilen Böschungen kommt man an die Grenzen der Umsetzbarkeit. Dort müssen andere Lösungen gefunden werden“, erläutert Bretschneider.
So werden zum Beispiel im Bereich der Talsperre Eibenstock an der K 9107, B 169 und K 9170 (Süßsteinbruch) die vom Straßenrand etwas entfernteren Grünflächen nur teilweise gemäht. Die nicht bearbeiteten Flächen sollen dann nächstes Jahr im Wechsel bearbeitet werden. So kann eine Verbuschung vermieden werden. Dafür reicht auch die vorhandene Technik aus.
„Auch der Autobahnzubringer S 255 Aue – A 72, der Bereich S 258 Zwönitz – Elterlein oder die B 95 im Bereich Bärenstein werden so betreut. Wenn es erfolgreich ist, könnten auch weitere Strecken folgen“, gibt Bretschneider einen Ausblick. „Es ist vielleicht nur ein kleiner Beitrag zum Erhalt unserer einzigartigen Natur, aber wir leisten diesen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln als Erzgebirgskreis gern.“
Da die Blühwiesen auf Dauer angelegt sind, werden sie auch in Zukunft ein fester Bestandteil bei der Grünpflege der Straßenmeistereien sein. Weitere Begrünungen sind in Planung.
Weitere Informationen: www.erzgebirgskreis.de/bluehwiesen
SJ