Sächsischer Bürgerpreis 2022 in Dresdner Frauenkirche verliehen
Zum zwölften Mal ist am 13. Oktober 2022 in Dresden der Sächsische Bürgerpreis verliehen worden. Gemeinsam mit der Stiftung Frauenkirche Dresden und der Kulturstiftung Dresden der Commerzbank würdigte der Freistaat Sachsen Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen für ihren herausragenden Einsatz für die Demokratie, Heimat und Umwelt sowie andere Menschen bei uns und weltweit. Vor dem Hintergrund des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist in diesem Jahr zusätzlich der Sonderpreis »Hilfe für die Ukraine« vergeben worden.
Ministerpräsident Kretschmer betonte anlässlich der Feierstunde in der Dresdner Frauenkirche: »Überall in Sachsen gibt es ein beeindruckendes und vielfältiges bürgerschaftliches Engagement. Bürgerinnen und Bürger bringen sich in bewundernswerter Weise ein und übernehmen Verantwortung. Dieses Engagement ist ungemein wichtig für ein gutes Miteinander bei uns – und gerade in schwierigen Zeiten wie diesen von unschätzbarem Wert. Herzlichen Glückwunsch den Preisträgerinnen und Preisträgern. Herzlichen Dank allen Nominierten. Sie alle stiften Gemeinsinn und schaffen Zusammenhalt. Sie alle machen Mut.«
Maria Noth, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche Dresden, sagte: »Es gäbe diese Kirche nicht, hätten nicht Menschen politische Courage und visionäres, selbstloses Handeln bewiesen. Auch die vielfältigen Angebote, zu denen die Frauenkirche tagtäglich einlädt, wären ohne ehrenamtliches Engagement nicht möglich. Hier ist daher der passende Ort, um Menschen zu würdigen, die sich in besonderer Weise in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern und danken allen Nominierten herzlich für ihr Tun. Sie alle sind Visionäre und bauen als solche an einer lebendigen, von Gemeinsinn geprägten Gesellschaft mit.«
Geehrt wurden in den einzelnen Kategorien
Miteinander stärken – Land gestalten (Demokratie)
Lennard Roth (Mittelsachsen) - Jahrelanges Engagement in der Kommunalpolitik
Lennard Roth ist seit 2016 Mitglied im Freiberger Kinder- und Jugendparlament. Er arbeitet in mehreren Arbeitsgruppen mit, engagiert sich unter anderem für einen kindgerechten Stadtrundgang und die Social Media Kanäle. Zur Schülerbeförderung führte er selbständig eine Umfrage zur Zufriedenheit durch und wertete diese gemeinsam mit dem Unternehmen Regiobus aus. Da war er in der 5. Klasse. Er möchte Kinder und Jugendliche motivieren, ihr eigenes Umfeld mitzubestimmen und Freiberg zu einer kinder- und familienfreundlichen Stadt machen.
Menschen helfen – Gemeinsinn stiften (Menschen)
Kerstin Baumbach (Zwickau) - Telefonberaterin am Kinder- und Jugendtelefon sowie Elterntelefon
Kerstin Baumbach ist seit 2018 ehrenamtlich im Kinderschutzbund Zwickau tätig und leistet seit 2020 telefonischen Beratungsdienst für Kinder, Jugendliche und Eltern. Sie ist damit eine Anlaufstelle, die Beratung und Entlastung in schwierigen Situationen bietet.
Gemeinsam mit den Anrufenden sucht Frau Baumbach nach Lösungswegen und vermittelt Hilfsangebote für vielfältige Probleme, bei denen das kostenlose und anonyme Beratungstelefon oft die erste Anlaufstelle ist.
Traditionen pflegen – Geschichte verstehen (Heimat)
Henrik Mroska (Nordsachsen) - Rettung der Rittergutskirche Kleinliebenau, Neubau Pilgerherberge und Kulturzentrum
Henrik Mroska erwarb im Jahr 2005 die Rittergutskirche von Kleinliebenau für einen Euro von der Stadt Schkeuditz und begann, die Kirche zu sanieren. Im Laufe der Zeit rückte immer mehr die Nutzung der Kirche für die Allgemeinheit in den Vordergrund. In der Kirche werden auch wieder Gottesdienste gefeiert. Die Rittergutskirche trägt zur Belebung des Ortes bei und ist zu einem geistlich-kulturellen Zentrum geworden. Inzwischen hat der Verein in Zusammenarbeit mit der Landesdirektion Sachsen eine Stiftung gegründet, in die Herr Mroska die Kirche und das Grundstück als Grundkapital eingebracht hat. Im Oktober 2015 gründete er mit Mitstreitern den Kultur- und Pilgerverein Kleinliebenau e.V. Ein Pilgerquartier mit 280 Übernachtungsplätzen wurde errichtet, so dass Pilger auf dem ökumenischen Pilgerweg in Kleinliebenau übernachten können.
Schöpfung bewahren – Natur schützen (Umwelt)
Tierparkförderverein Limbach-Oberfrohna e.V. (Zwickau) - Artenschutz und Artenkenntnis im Amerika-Tierpark und Stadtpark
Der Tierparkförderverein setzt sich ein für die Tier- und Heimatpflege sowie die artgerechte Haltung von Zoo- und Heimattieren im Tier- und Stadtpark von Limbach-Oberfrohna. Er setzt sich ein für die Tierparkschule und bildet Zoolotsen aus. Zahlreiche Veranstaltungen und Projekte werden organisiert. Die Zahl der Mitglieder aber auch der Besucher des Tierparks hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht.
Global denken – lokal handeln (Welt)
Miriquidi goes Africa e.V. (Erzgebirgskreis) Palm Tree Place - Schulspeisung in Old Yundum/Gambia
Der Verein leistet seit fast zehn Jahren Entwicklungshilfe für Westafrika. Unterstützt werden vor allem Krankenhäuser und -stationen sowie Schulen. Die Hilfe soll vor allem der Selbsthilfe dienen. Mindestens einmal im Jahr fliegen Vereinsmitglieder nach Gambia, um vor Ort zu helfen, aber auch, um mit neuen Ideen zurückzukehren. Bei dem hier im Mittelpunkt stehenden Projekt ließ der Verein von örtlichen Handwerkern ein Gebäude errichten, das in eine Küche und ein Geschäft aufgeteilt ist. Auf dem Grundstück befindet sich auch ein Gemüsegarten. Schüler erhalten dort eine warme Mahlzeit. Mittelfristig soll sich das Projekt durch Einnahmen aus dem Geschäft und dem Gemüseanbau selbst finanzieren.
Sonderpreis »Hilfe für die Ukraine«
Partnerschaft mit Osteuropa e.V. (Meißen) - 30 Jahre Hilfe in Osteuropa
Der Verein leistet seit 30 Jahren Hilfe für verschiedene Einrichtungen in Rumänien und der Ukraine. Dabei steht die Hilfe für Kinder und Familien im Vordergrund. Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine begann der Verein zu Spenden aufzurufen. In den ersten beiden Monaten konnten bereits 100.000 € gesammelt werden. Alle vier Wochen gehen Hilfstransporte in das schon zuvor unterstützte Kinderheim in Czernowitz, wo derzeit auch Flüchtlinge eine Unterkunft gefunden haben.
Hintergrund
Seit 2011 rückt der Sächsische Bürgerpreis unter Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Menschen in den Fokus, die sich in besonderer Weise für andere Menschen und das Zusammenleben in der Gesellschaft engagieren. Die Vorschläge zur Nominierung reichen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bei den jeweiligen Landräten ein. Auch kirchliche Stellen sind vorschlagsberechtigt. Die Landräte und Oberbürgermeister der kreisfreien Städte nominieren die Initiativen oder Personen. Eine unabhängige Jury hat aus 64 nominierten Projekten, Initiativen und Einzelpersonen die diesjährigen Preisträger ausgewählt.
Weitere Informationen zum Sächsischen Bürgerpreis, darunter alle Nominierten, finden Sie unter https://freistaat.sachsen.de/Buergerpreis.htm